2.2 Die Feldabbildung

Bei Simulationsrechnungen mit TLM werden zeitliche und räumliche Verläufe von elektrischen und magnetischen Feldkomponenten berechnet. Dazu ist es erforderlich, Feldverläufe vorzugeben, um die elektromagnetische Wellenausbreitung im TLM-Gitter anzuregen. Ebenso muß es möglich sein, elektrische und magnetische Felder an beliebigen Beobachtungspunkten im TLM-Gitter abtasten zu können. Da TLM jedoch nicht mit Feldkomponenten, sondern mit TLM-Pulsen rechnet, müssen diese bei der Feldanregung und der Feldbeobachtung in Feldgrößen umgerechnet werden. Dafür existieren mehrere Möglichkeiten.

2.2.1 Die Zentralabbildung

Johns bildet die sechs Feldkomponenten ins Zentrum jeder Zelle ab [2]. Dazu verwendet man vier Abbildungen, zwei zur Feld-Pulsabbildung und zwei zur Puls-Feldabbildung. Es wird jeweils zwischen ein- und auslaufenden TLM-Pulsen unterschieden.

Die Abbildung

Gleichung 2.31(2.31)

projiziert die 12 im Vektor a zusammengefaßten, in die TLM-Zelle einlaufenden TLM-Pulse auf den Feldvektor

Gleichung 2.32(2.32)

Die sechs Feldkomponenten sind dabei im Zentrum der Zelle lokalisiert.

Die Abbildungsmatrix lautet

Gleichung 2.33(2.33)

Zur Berechnung der TLM-Pulse aus dem Feldvektor, also zur Umkehrung der Abbildung (2.31), benutzt man

Gleichung 2.34(2.34)

wobei für die Abbildungsmatrix

Gleichung 2.35(2.35)

gilt.

Für die Abbildung der aus der TLM-Zelle auslaufenden TLM-Pulse b auf den Feldvektor und ihre Umkehrung, gelten folgende zwei Gleichungen

Gleichung 2.36(2.36)

und

Gleichung 2.37(2.37)

Die Beziehungen zwischen Pa und Pb bzw. Qa und Qb beschreibt man mit den Gleichungen

Gleichung 2.38(2.38)

sowie

Gleichung 2.39(2.39)

wobei die Diagonalmatrix

Gleichung 2.40(2.40)

verwendet wird. Es gilt damit für die Abbildungsmatrizen Pb und Qb

Gleichung 2.41(2.41)

und

Gleichung 2.42(2.42)

Der Nachteil dieser Feld-Pulsabbildung besteht darin, daß sie nicht eineindeutig ist. Die Projektion der zwölf TLM-Pulse auf die sechs Feldkomponenten (2.31) und eine anschließende Rückprojektion (2.34) liefert nicht unbedingt den Ausgangsvektor. Diese Eigenschaft führt bei den meisten praktischen Anwendungen zu keinen Problemen, solange man die Zentralabbildung nur zur Feldbeobachtung einsetzt und keine komplizierten Feldanregungen berechnet. Bei schwierigen Feldanregungen verwendet man die erweiterte Zentralabbildung oder die Zellwandabbildung. Diese beiden Feldabbildungen sind eineindeutig und umkehrbar.

2.2.2 Die erweiterte Zentralabbildung

Erweitert man den Feldvektor (2.32) um die räumlichen Ableitungen der Feldkomponenten

Gleichung 2.43(2.43)

kann man die eineindeutige Abbildung

Gleichung 2.44(2.44)

definieren.

Die Komponenten des Vektors deltaf berechnet man aus den räumlichen Ableitungen der Feldkomponenten

Gleichung 2.45a, Gleichung 2.45b,
Gleichung 2.45c, Gleichung 2.45d,
Gleichung 2.45eund Gleichung 2.45f(2.45)

Neben der bei der einfachen Zentralabbildung verwendeten Matrix Pa ist in der Gleichung (2.44) eine zusätzliche Abbildungsmatrix erforderlich. Diese Matrix P'a lautet

Gleichung 2.46(2.46)

Die erweiterte Zentralabbildung ist invertierbar. Mit Q'a=P'aT erhält man die inverse Abbildung

Gleichung 2.47(2.47)

2.2.3 Die Randflächenabbildung

Die Randflächenabbildung oder Zellwandabbildung ist ebenfalls eine eineindeutige Abbildung zwischen TLM-Pulsen und Feldkomponenten. Sie basiert auf der Berechnung der elektrischen und magnetischen Feldkomponenten aus den TLM-Pulsen mittels des Poyntingvektors

Gleichung 2.48(2.48)

Die aus den TLM-Zellen auslaufenden TLM-Pulse werden als Elementarwellen interpretiert. Die Feldkomponenten dieser Elementarwellen werden auf die Zellwände zwischen den Knoten abgebildet. Das Prinzip zeigt die Abbildung 2.7. Dort ist eine Verbindungsleitung zwischen zwei benachbarten Knoten dargestellt. Aus den exemplarisch gezeigten TLM-Pulsen a1;k+1,l+1,m,n bzw. b1;k,l+1,m,n des rechten Knotens und a2;k+1,l,m,n bzw. b2;k,l,m,n des linken Knotens berechnet man die Feldkomponenten Ey und Hz wie folgt:

An der Zellwand zwischen den im Bild 2.7 gezeigten TLM-Knoten gilt

Gleichung 2.49a,
Gleichung 2.49b(2.49)

Umgekehrt gilt

Gleichung 2.50a,
Gleichung 2.50b(2.50)

Z ist dabei der Leitungswellenwiderstand der TLM-Verbindungsleitungen. Er entspricht bei TLM dem Freiraumwellenwiderstand Z0.

Abbildung 2.7

Abb. 2.7: Die Randflächenabbildung projiziert die Feldkomponenten auf die Zellwände. Abgebildet ist eine Zellwand, die die Verbindungsleitung zwischen den Toren 1 und 2 zweier benachbarter TLM-Knoten schneidet.

Alle Felder der Zellwandabbildung befinden sich auf der Oberfläche der TLM-Zellen und bestehen aus jeweils zwei tangential in der Fläche liegenden Komponenten. An der im Bild gezeigten Zellwand sind neben Ey und Hz noch Ez und Hy definiert. Sie berechnen sich aus den TLM-Pulsen der Tore 3 und 4, die orthogonal zu den Toren 1 und 2 angeordnet sind. Insgesamt sind auf den sechs Zellenseiten 24 Feldkomponenten definiert, die zu jeweils zwei TLM-Zellen gehören. Somit ist eine eineindeutige Abbildung zwischen den TLM-Pulsen und den elektrischen und magnetischen Feldgrößen gegeben.

Eine kurze Bemerkung zur Bezeichnung: Eigentlich sollte die Indizierung der TLM-Pulse den exakten Ort und den genauen Zeitpunkt ihres Zusammentreffens beschreiben. So müßte man z. B. a1;k+½,l+½,m,n anstelle des Ausdrucks a1;k+1,l+1,m,n in Gleichung (2.50) schreiben. Da aber

Gleichung 2.51a, Gleichung 2.51b,
Gleichung 2.51c, Gleichung 2.51d(2.51)

gilt, wird hier auf die ½-Indizierung verzichtet.

 


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© 1997   Bernhard Bader
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